Spickzettel
Ich habe eine Regel, die für meine Vorträge gilt: Prosa kann abgelesen werden, Gedichte sind auswendig zu halten.
Nennt mich da altmodisch oder spießig, aber der Vortrag eines gereimten Stückes ist ‚ansprechender‘, wenn frei vorgetragen wird. Jedenfalls meiner Meinung nach.
Nun ist es ja aber mitunter so, dass man Gedichte für die Bühne erst kurz vor knapp fertig bekommt und zum lernen nicht mehr genug Zeit bleibt. In diesem Fall erlaube ich mir selbst ‚Spickzettel‘ zu benutzen. Ausgedrucke, auf denen das vorzutragende Gedicht steht und die in der Hosentasche mitgeführt werden, so dass im Notfall ‚gespickt‘ werden kann.
Das ist für den Vortrag noch ungünstiger, holt es doch den Zuhörer aus der vorgetragenen Situation heraus und katapultiert ihn in die Realität des „da steht auch nur einer, der ein Gedicht vorträgt“, aber manchmal muss es eben sein. Besser ablesen, als nicht weitermachen können, gerade wenn es wichtige Inhalte betrifft.
Wie damals, beim Frankenslam im Opernhaus zu Nürnberg, als ich mein Gedicht Langeweile vortrug und dabei vom Spickzettel ablesen musste.
Wichtige Inhalte müssen gesagt werden.