Langeweile

Ich sitze zu Hause, ein klein wenig blau.
Vor mir im TV sucht ein Bauer ´ne Frau,
da stell ich mir die Frage: »Warum schaust Du den Mist!«
und die Antwort ist: »Weil mir halt langweilig ist!«
Nun könnt ich auch spazieren gehen,
´ne Runde mit dem Fahrrad drehen,
auch joggen tät mir sicher gut,
wobei, jetzt wird´s ja schon absurd.

Ich könnt in ein Café mich hocken,
ich könnte World of Warcraft zocken,
es wäre möglich und würd nutzen
tät ich mal wieder Fenster putzen.
All das wär besser, ich gestehe,
als dass ich Frau sucht Bauer sehe

Auch ein Besuch im Staatstheater
oder sogar im Opernhaus
wär besser als zu Hause versauern.
So käme ich zumindest raus.
Doch wieder ist´s der gleiche Status
den ich bei Facebook mit euch teile:
»Hey Welt, was geht? Wie läuft´s bei euch?
Bei mir regiert die Langeweile!«

So langweilig ist mir, ganz ehrlich,
dass, wenn ich in der Sonne döse,
ich schon und das ist echt beschwerlich,
ein Buch von Michl Jakob lese.
Es peinigt mich die Langeweile,
drum hab ich in den letzten sieben
Wochen um ihr zu entgeh´n
ein ziemlich gutes Buch geschrieben.

Um endlich Action zu verspüren
brach ich auch schon im Tierpark ein.
Dort rieb ich mich vor wilden Tieren
von Kopf bis Fuß mit Ketchup ein,
als mich dann Löwen fressen wollten,
flüchtete ich klammheimlich
als Fazit zog ich »Blöder Einfall,
und noch schlimmer: langweilig!«

Denn das Leben es ist heutzutage
ja oftmals langweilig und trist
und das kommt daher, so ich sage,
weil es bei uns echt öde ist,
es droht in Nürnberg nie ´ne Sturmflut
auch Erdbeben sind eher selten
und zwischen uns und großer Armut
liegen, sind wir mal ehrlich, Welten.

Und wer jetzt sagt »Moment mein lieber,
mein Alltag, der hat Stress genug!«
Dem Widerspreche ich entschieden,
denn ich behaupt´ mit Recht und Fug,
dass das was wir als Stress bezeichnen
als Mückenschiss uns wird gewahr,
in dem Moment wo wir erkennen:
„Au back! Jetzt droht echt Gefahr!“

Denn wir vergessen all zu oft nur
dass Langeweile schnell vergeh´n kann
und dass der Luxus „Sorgenfreiheit“
schneller vergeht, als man es sehn kann.
Fragst Du Dich wirklich jeden Morgen
»Bring ich die Kraft heut wieder auf?
Und überleb ich, trotz der Sorgen?«,
kommt keine Langeweile auf.

Nun muss hier keiner Hunger leiden,
der sich nicht mit Diäten quält.
Wir leben hier privilegiert,
im Wohlstand, in der ersten Welt.
Der Staat er stützt, braucht jemand Hilfe
mit Obdach und ein wenig Geld.
Ja klar ist HartzIV viel zu wenig,
doch wichtig ist, dass man’s erhält.

Auch ist das Rechtssystem im Lande
so weit so gut und wohl auch fair.
Bei uns wird keiner eingeknastet
und das nur aus dem Grund weil er
geäußert hat, dass Mutti Merkel
wie Gollum aussieht. (ja na klar)
In andern Ländern, ist das anders.
Fragt einmal wen aus Ankara.

Und trotzdem ist der Deutsche einer,
der meckert, wo er es nur kann
und meistens sieht er sich als Opfer,
die anderen sind schuld daran,
statt denen, die ihn über´n Tisch ziehn
den Marsch zu blasen unumwunden
sucht er die Schuld oft bei den Schwächsten.
Getreten wird stets nur nach unten!

Und heuer sind´s die ärmsten Schweine,
die allem Hab und Gut beraubt.
Die fern der Heimat und alleine
ein sicheres Asyl geglaubt.
Die sind die neuen Sündenböcke
für rechte Gruppen, die schnell wachsen.
Jetzt, Presseleute, zückt die Blöcke:
Denn Nazis gibt´s nicht nur in Sachsen.

Okay da gibt es ziemlich viele
die das Klischee bestätigen
und sich vom Fremdenhass getrieben
als Brandmeister betätigen.
Doch jenen, die jetzt laut krakeelen:
»Der Ossi ist galt einfach blöd!«,
den’n fehlt der Blick für’s große Ganze.
Nein, ganz so einfach ist es ned!

Denn auch in Bayern und in Hamburg,
in Rheinland-Pfalz wie auch im Saarland,
in Württemberg, in Schleswig-Holstein
ja überall wo sie zur Wahl stand
da fand die NPD auch Wähler
die bei ihr’s Hakenkreuzchen machten
und brannte wo ein Flüchtlingsheim,
sah man sie da steht, wie sie lachten.

Schon viel zu lange gärt in unsrer
Mitte das, was Hass gebiert.
Schon viel zu lange wurde von der
Staatsgewalt meist ignoriert,
dass tief in tumber Stammtischpfeiffen
Hirnen oft Ideen reifen,
dass die´s als ihre Pflicht begreifen
jene Leute anzugreifen
die doch eh schon nichts besitzen
und anstatt die zu beschützen,
die vor Krieg und Folter fliehen
sieht man sie mit Fackeln ziehen
„Besorgt sei´n sie!“ hört man sie schrei´n
doch Freunde, fallt darauf nicht rein,
denn die Besorgten, die da wüten,
das sind Rassisten erster Güte!

All deren schlimme Vorurteile,
die tief in deren Köpfen reifen,
die sieht man nun seit einer Weile
auch öffentlich, in Nadelstreifen.
Sie stehen vor Kirchen und auf Märkten,
verbreiten Hass im Internet
und mir wird kalt, wenn ich sie sehe,
als ob es hier schon Winter hätt.

»Warum« frag ich mich immer wieder
»sind sie voll Hass und so gemein?«
Die Antwort ist wohl recht banal
»Das muss die Langeweile sein!«

Im Grenzgebiet wo Mazedonien
auf griechische Gefilde trifft,
wo viele stranden die zuvor
per Schlauchboot über´s Meer geschifft
ist Langeweile sicher etwas
das so mancher sich erträumt
wenn er im Zelt liegt, das im Matsch steht
die Grenze vor ihm eingezäunt.

Wir hier in Deutschland wissen nicht mehr,
was wahrlich Not und Elend sind
doch dass der Bauer meist ne Frau sucht
das weiß hingegen jedes Kind.
In Syrien und im Irak,
da rauben Bomben dir den Schlaf
und hier in Deutschland streiten wir
darüber was Satire darf.

Wir sollten uns zusammenreißen
Und menschlich bleiben, jederzeit.
Denn irgendwann dreht sich das Blatt
und dann ist es vielleicht soweit,
dass wir es sind, die Hilfe brauchen
in einem Lager ohne Dach!

Ich danke euch für´s zuhören

und bitt´ euch…

… denkt mal drüber nach!